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Fachkundige Führung: Der Rundfunk- und Fernsehmechaniker-Meister Hans-Joachim Liesenfeld erklärt Besuchern die technischen Entwicklungsstufen des Fernsehens anhand ausgewählter Exponate seiner Sammlung.

90 Jahre Fernsehgeschichte: Weltfernsehtag mit besonderer Ausstellung in Heilbad Heiligenstadt gefeiert

25. November 2025

Eichsfeldmuseum präsentiert über 100 historische Exponate

Der 21. November ist ein besonderes Datum in der Geschichte des Fernsehens. Seit 1996 wird an diesem Tag der Weltfernsehtag begangen, der an das erste Weltfernsehforum der Vereinten Nationen erinnert. In Heilbad Heiligenstadt nutzte das Eichsfeldmuseum diesen Anlass, um Besuchern freien Eintritt zur Sonderausstellung „90 Jahre Fernsehgeschichte in Deutschland - Vom Wunderkasten zum Massenmedium“ zu gewähren. Die beeindruckende Sammlung, die noch bis zum 15. März 2026 zu sehen ist, bietet einen faszinierenden Einblick in fast ein Jahrhundert Fernsehgeschichte.

Dr. Gideon Haut, Leiter der Städtischen Museen in Heilbad Heiligenstadt, begrüßte die Besucher und dankte den Sponsoren, darunter der Handwerkskammer Erfurt, im Namen des Heiligenstädter Geschichts- und Museumsvereins e.V. für die Unterstützung der Ausstellung und wünschte allen Gästen einen schönen und unterhaltsamen Nachmittag.

Ein Leben für die Technik

Kurator Hans-Joachim Liesenfeld, im Eichsfeld besser bekannt als „Dixi“, führte als echter Fachexperte durch die Ausstellung. Der 1969 zum Rundfunk- und Fernsehmechaniker-Meister ausgebildete Handwerker präsentierte mit sichtlicher Begeisterung über 100 Exponate aus seiner umfangreichen Sammlung.

Das älteste Stück der Ausstellung ist ein mechanisches Fernsehgerät mit 30 Zeilen, das Paul Nipkow 1929 auf der Berliner Funkausstellung vorstellte. Leider konnte sich das rein mechanische Gerät nicht durchsetzen. Bereits kurz darauf, 1930/31, entwickelte Manfred von Ardenne einen bedeutenden Fortschritt: ein elektronisches Fernsehgerät mit Braunscher Röhre, das bereits 120 Zeilen ausgab.

In der Folgezeit schlossen sich mehrere Firmen zusammen, um ihre technologischen Vorteile zu bündeln und den sogenannten „Einheitsempfänger E1" zu entwickeln. „Das erste Spitzengerät war auf dem Markt", erklärt Liesenfeld. Leider wurden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nur 50 Exemplare dieses Geräts produziert.

Liesenfelds Leidenschaft für Technik begann bereits in den 1950er Jahren bei der „Station junger Techniker“, wo er sich erstmals für das Thema Radio begeisterte. 1980 begann er mit dem systematischen Sammeln historischer TV-, Radio- und Film-Apparate. Seitdem hat er mehr als 25 Ausstellungen im Eichsfeldmuseum kuratiert - nicht nur zum Thema Fernsehen, sondern auch zur Spielzeug-, Kino- und Radiogeschichte.

Lebendige Geschichte

Das absolute Highlight des Weltfernsehtags war die Live-Vorführung von über 20 historischen Fernsehgeräten. Hans-Joachim Liesenfeld hatte dafür extra einen Umsetzer gebaut, damit die Geräte das digitale Bild analog ausgeben können. „Es ist mir wichtig zu zeigen, dass diese alten Fernseher keine toten Museumsstücke sind“, erklärte der passionierte Sammler. „Sie funktionieren auch heute noch und können uns einen authentischen Eindruck davon vermitteln, wie Fernsehen früher erlebt wurde.“

Die Besucher waren sichtlich beeindruckt von den funktionierenden Schmuckstücken echter Fernsehkunst. Von den klobigen Geräten der 1950er Jahre bis hin zu den ersten Farbfernsehern der 1970er Jahre - jedes Exponat erzählte seine eigene Geschichte und weckte bei vielen älteren Besuchern nostalgische Erinnerungen.

Handwerk mit goldenem Boden

Liesenfeld ist nicht nur ein begeisterter Sammler, sondern auch ein echter Handwerker mit Leib und Seele. „Das Kredo 'Handwerk hat goldenen Boden' vertrete ich seit meiner Lehre“, betonte er während der Führung. „Und genau diese Wertschätzung für präzise Handarbeit und technisches Verständnis möchte ich an die junge Generation weitergeben.“

Diese Haltung spiegelt sich auch in einem Angebot des Museums wider: Alle Schulen in der Region wurden herzlich eingeladen, die Ausstellung zu besuchen. Schulklassen, die sich vorher anmelden, erhalten von Herrn Liesenfeld persönlich eine kostenfreie Führung. „Es ist mir ein Herzensanliegen, jungen Menschen zu zeigen, dass Technik nicht nur aus Smartphones und Tablets besteht, sondern dass es eine lange Entwicklungsgeschichte gibt, in der das Handwerk immer eine zentrale Rolle gespielt hat und weiter spielen wird“, erklärte der Kurator.

Hochkarätige Unterstützung

Die Wertschätzung für Liesenfelds Sammlung wurde bereits bei der Eröffnungsfeier am 31. Oktober 2025 deutlich. Über 140 Gäste aus Stadt und Region waren gekommen, um die Ausstellung zu würdigen. In ihren Grußworten unterstrichen Dieter Althaus (ehemaliger Ministerpräsident von Thüringen), Dr. Thadäus König (Präsident des Thüringer Landtags) und David Möller (Thüringer Staatssekretär für Sport und Ehrenamt) die kulturelle Bedeutung der Sammlung und die Wichtigkeit, technisches Handwerk zu bewahren und zu fördern.

Für alle, die die Ausstellung noch nicht gesehen haben: Sie ist noch bis zum 15. März 2026 im Eichsfeldmuseum Heilbad Heiligenstadt zu besuchen.

 Anmeldungen, Termine der öffentlichen Führungen und Eintrittspreise finden Sie hier.

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Hans-Joachim Liesenfeld, Rundfunk- und Fernsehmechaniker-Meister und Kurator der Ausstellung „90 Jahre Fernsehgeschichte“, inmitten seiner Sammlung historischer Fernsehgeräte im Eichsfeldmuseum Heilbad Heiligenstadt.